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Bericht eines der Erbauer

Pfarrer Bernhard Teicke, der bei der Errichtung des Kirchsspiels und der Gebäude der Kirche Am Hohenzollernplatz beteiligt war, berichtet: (Quelle: Chronik der Kirchengemeinde Am Hohenzollernplatz)

 

Der Architekt (später Professor) Höger hatte sich als Spezialist für Klinkerbauten durch den Bau des Chilehauses in Hamburg, des Marineehrenmals in Laboe und eines norddeutschen Rathauses einen Ruf geschaffen, so dass man ihm, der in der Erstellung einer Kirche als Klinkerbau die Krönung seines Lebenswerkes sah, den Bauauftrag erteilte. Aber es bedurfte noch langer Vorarbeiten, bis am 30. September 1930 der Grundstein für diese Kirche gelegt werden konnte und damit ein schon lange geplantes Bauvorhaben begonnen wurde, dessen Lösung deshalb schwierig war, weil auf einem verhältnismäßig kleinen Baugrund von 2447 qm viel gebaut werden sollte: Kirche, Gemeindesaal, Gemeindehaus mit Konfirmanden- und Vereinsräumen, Schwesternstation, Jugendheim und sechs Wohnungen für Geistliche und Kirchenangestellte: Der vorhandene Bauraum erwies sich als zu eng. Der Architekt verlegte daher den Gemeindesaal einige Meter tief in das Erdreich unter die Kirche. Dadurch gewann der Hauptbau ein gewaltiges Höhenmaß, so dass er die umliegenden vierstöckigen Wohnhäuser mühelos beherrscht. Um die Länge mit dieser besonderen Höhe in Einklang zu bringe, fand Höger eine interessante Lösung durch eine besonders feine Struktur in den Seitenrändern des Schiffes. Er zerriss sie nicht durch große Fenster, sondern setzte unzählige schmale Fenster und Pfeiler neben einander. Dieses zarte Motiv konnte er auch für die beiden Treppenhäuser verwenden, die sich rechts und links vom Haupteingang wie zwei riesige Säulen erheben. Die Flankenwände des Kirchenschiffes laufen also über dasselbe hinaus und kehren im Halbkreise um in den schlichten Massivkörper des Schiffes wieder mündend und im Beschauer ein Gefühl der Unendlichkeit erweckend. Das Kirchenschiff wird durch 13 engachsig stehende Eisenbetonbinder getragen, die spitzbogenförmig zusammenlaufen. Der Bau wurde in Oldenburger Klinkern ausgeführt, die durch die Art ihrer Vermauerung- zwei kurz, einer lang – an sich schon eine Mosaikwirkung erzeugen, die durch die Verwendung von Goldklinkern, die den Bau wie ein Spitzengewebe durchziehen, noch gesteigert worden ist.
Drei blau–rot–goldene Glasfenster in der Altarnische wirken nicht wie Lichtquellen sondern wie Wandteppiche. Auch hier ist das Motiv der Unendlichkeit erreicht, indem die Fenster oberhalb des Altarbogens unsichtbar über eine große Hohlkehle weiterlaufen. Dieser waagerechte Teil der Fenster ist fast ganz verglast. So dass aus der Höhe eine starke Lichtgarbe das aller Erdenschwere bare, freischwebende, große Metallkreuz (aus Duranagold) und den lang gestreckten Altar, einen Steintisch mit dicker Mosaikdecke, trifft.
Überhaupt wurde bei dem Bau dieser Kirche in hervorragender Weise das Licht als Baustoff benutzt. Wir sehen den ganzen Raum gotischen Geistes lichtdurchflutet – Licht von zwei Reihen Leuchten, welche in den hohen Raum hineingeschleiert sind. Nach unten spenden sie gelblich getöntes Licht, dessen Wirkung Wärme ist. Nach oben aber werfen diese Leuchten ihr Licht hinaus bis zum Scheitel des Raumes, aber hier durch schneebrillenfarbiges Glas gefiltert, so dass die Höhe des Raumes durch diese Lichtwirkung in große Ferne gerückt wird. Die Gigantik des Raumes wird gesteigert durch Licht.
Und dann erst die Apsis! In türkisblauer Glasurkeramik die Wände; die Höhe scheinbar unendlich, weil der Raum oben hinter dem Triumphbogen bis zu 20 Metern hochschießt. Das Blau der Apsis ist bei abendlicher Beleuchtung durch verdeckte Soffittenlampen hinter dem Triumphbogen verdeckt – Mystik des Lichts! So erhält der Altarraum seine geheimnisvolle Sprache durch das Licht.
Der Steigerung der Architektur dienen auch die „Gemälde“. Unter den hochstrebigen Fenstern des Mittelschiffs, in je zehn Felder eingeteilt, sind ausdrucksstarke, stilisierte Gestalten, Gruppen andächtiger Gegenwartsmenschen, von Professor Sandkuhl entworfen, in der uralten Sgraffititechnik ausgeführt worden. Die Bilder wurden in den frischen Putz der Wand hineingeschnitten. Die Figuren streben von beiden Seiten dem letzten 20 Meter hohen Abschlussbogen zu, hinter dem sich der Altarraum breitet. Dieser Apsisbogen wurde mit einem Sgraffitomosaikbild des Berliner Malers Erich Waske geschmückt: mit 72 Gestalten, die der Bergpredigt lauschend, in goldenen, graublauen Tönen und in hinreißendem Rhythmus aufwärts steigen zu dem goldleuchtenden, segnenden Christusbilde.
Bemerkenswert auch das Altargerät der Kirche: von der staatlichen Bernsteinmanufaktur in Königsberg/Pr. erstmalig in Bernstein für eine Kirche hergestellt.